H. Th. Baumann – Die Form Berlin

Baumann selbst wollte sicher keine Sensation. Im Gegenteil, Gebrauchsdinge sollten sich seiner Meinung nach tunlichst zurückhalten. Aber gerade weil er seine Entwürfe so konsequent auslegte und nicht zuletzt den Kampf gegen unnütze Schnörkel ernst nahm, geschah genau das Gegenteil. Zeitgenossen, denen die Form 3000 Berlin zu einfach war, nahmen Anstoß an der «nackten» Form.

Das gegenüber zeitgleichen Entwürfen recht karg wirkende Kaffee- und Essservice, dessen erste Skizzen sogar drei Jahre zurücklagen, erregte Aufsehen. Dies lag daran, dass der 35-jährige in seiner abstrahierenden Methode, der Zeit um einiges voraus war! Baumann hatte die klare Durchgestaltung konsequent zu Ende geführt und damit jene Linearität, die sich in den 60er Jahren durchsetzen sollte, vorweggenommen. Alles Bauchige, das die Servicegeschichte so lange geprägt hatte, war einer fast architektonischen Strenge gewichen, die durch das grafische Dekor noch betont wurde. Auffällig ist der leicht abgeknickte obere Rand der Kannen, Tassen und Dosen. Dieser Stehkragen erleichtert das Trinken und das sichere Aufsetzen der Deckel. Zudem gibt dieses originelle Detail dem Entwurf einen ganz eigenen Charakter und wirkt als verbindendes visuelles Element. Baumann, der insgesamt über 20 Services entwarf, schuf hier sein Meisterstück. Passend zum Service entstanden später auch Gläser und ein denkbar schlichtes Besteck gleichen Namens.

Entwurf: Hans Theo Baumann