H. Th. Baumann – Glasarbeiten für die Industrie

Glasarbeiten bei Gralglas/ Dürnau, Rheinkristall/ Leichlingen, Rosenthal/ Selb, Thomas/ Selb, Süssmuth/ Immenhausen, Daum/ Nancy, Kristallglas/ Essen, Toyo Glas/ Osaka

Baumanns Entwürfe waren wegweisend für das moderne Glasdesign und zeichneten sich durch klare Formen, eine klare Geometrie und Funktionalität aus. Auch hier, wie beim Porzellan, folgte Baumann einem strengen Prozess vom Entwurf über Zeichnung bis hin zum Modellbau, um seine Ideen in Glas umzusetzen. Seine minimalistischen, zeitlosen Glasobjekte verkörperten eine neue reduzierte Ästhetik der Nachkriegszeit und spiegelten die Verbindung von handwerklichem Können und modernem Design wider.

Hans Theo Baumanns Arbeit mit Glasobjekten begann 1950 in der Glasfabrik Lamberts in Waldsassen. Es waren alles Freihandarbeiten, die in einem Arbeitsprozess eng mit den Glasmachern direkt am Ofen stattfand. Die Formen wurden vorab skizziert und Holzformen angefertigt.

Für Gralglas, einem der führenden deutschen Glashersteller in den 1950er- und 1960er-Jahren entwickelte Baumann erste serielle Glasprodukte..

Es folgten Aufträge für Rheinkristall. In den 60er- bis 80er Jahren für Rosenthal, Thomas, Süssmuth, Daum, Kristallglas und Toyo Glas.

Der kreative Prozess startete meist mit einer Idee, einer einfachen, groben Skizze. Baumann entwarf vor allem Vasen, Schalen und Dekorationsobjekte, aber auch ganze Glasserien, die sich durch ihre Einfachheit und dennoch raffinierte Ästhetik auszeichneten. Seine Objekte sollten das Licht auf besondere Weise einfangen und reflektieren, was für die Glaskunst von entscheidender Bedeutung ist.

Auch hier folgte dem kreativen Entwurf detaillierte technische Zeichnungen, nach denen die Glasbläser arbeiteten. Baumann definierte dabei präzise die Größe des Objekts, die Dicke des Glases, die Rundungen und Ecken. Meist erstellte er Ansichten des Objekts aus verschiedenen Perspektiven (Seitenansicht, Draufsicht, Querschnitt), um die Form vollständig darzustellen. Bei Vasen oder Schalen achtete er auf die Form der Öffnung, den Rand und den Sockel, um die Balance zwischen Ästhetik und Funktion zu finden. In dieser Phase legte Baumann die Materialien und Farben des Glases fest, wobei die Glasindustrie in den 1950er-Jahren in Deutschland oft auf farbloses oder dezent gefärbtes Glas setzte.

Transparenz und Lichtdurchlässigkeit waren zentrale Themen in seinen Arbeiten.

Das Modell für die Glasobjekte wurde nicht wie bei Porzellan oder Keramik aus Gips, sondern direkt aus Glas hergestellt. Die Glasbläser fertigten einen Prototypen auf Basis der Zeichnungen an. Dieser Prozess erforderte enge Zusammenarbeit zwischen Baumann und den Handwerkern, da Glas ein sehr anspruchsvolles Material ist. Es musste erhitzt, geblasen, geformt und oft mehrmals bearbeitet werden, um die gewünschte Form und Oberfläche zu erreichen. Für die Farbe sorgten verschiedene Metalloxide, die dem flüssigen Glas zugesetzt wurden.

Nach der Freigabe des Prototyps wurde das Design in die Serienproduktion überführt. Gralglas war früh bekannt für seine handwerkliche Exzellenz und fertigte hochwertige Glasobjekte.

Baumanns Entwürfe fanden großen Anklang, da sie den Zeitgeist des modernen Designs der Nachkriegszeit perfekt widerspiegelten, schlichte, klare Formen, die Eleganz und Funktionalität vereinten