H. Th. Baumann – Über den Wolken muss es stapelbar sein

so schrieb es 2012 der Bayrischer Rundfunk.

Ob im Hotel oder im Flugzeug: Kaffee wird immer und überall getrunken. Deshalb bat die Firma Rosenthal im Jahr 1963 den Designer Hans Theo Baumann, geeignete Service zu entwerfen.

Es war durchaus üblich, dass große Fluglinien renommierte Designer für sich verpflichteten. Fliegen war schließlich die Königsdisziplin des Reisens. Als Bordgeschirr mussten die Teller, Untertassen und Tassen stapelbar sein und einen höheren Rand, auch Fahne genannt, haben. Das war besonders wichtig bei der Untertasse – damit nichts auf Rock oder Hose geht, falls der heiße Kaffee mal überschwappt.

In den Genuss besonders gut designten Porzellans kamen freilich nur die Reisenden der ersten Klasse. Sie aber konnten seit 1963 bei der Lufthansa ihren Kaffe aus den Tassen des Designers Hans Theo Baumann, nippen. Seit 1954 hatte er bereits Geschirr für Rosenthal entworfen. Heute gilt „Teddy“ Baumann als Urgestein des deutschen Designs und zählt zu den Designern, die nach dem Zweiten Weltkrieg das Wesen des ‚Made in Germany‘ und der ‚Guten Form‘ geprägt haben.

Fotos, Archiv Baumann

Man beachte, damals war Rauchen an Bord noch gestattet!! Ein Aschenbecher gehörte zur Standardausrüstung!

H. Th. Baumann – Sonderdruck, „md“ Möbel-interior-design

Thomas-ABC von H. Th. Baumann

Eine vollständige Ausstattung für Tisch und Küche, einschliesslich Verpackung, hat Hans Theo Baumann für die Thomas-Porzellanfabriken, Selb/Bayern, entworfen. Das Neue daran: sie ist speziell für den jungen Haushalt bestimmt, um auch dieser Tischkultur zu ermöglichen. In drei Kartons befindet sich alles, was zwei Personen für Frühstück und Abendessen brauchen (Karton A), für das Mittagessen (Karton B) und zum Kochen und Grillen (Karton C).

Dabei enthalten alle Kartons vollständige Ausstattungen, die sich gegenseitig ergänzen. Insgesamt besteht die Form 200 aus 27 Porzellanteilen und 11 Flammfestartikeln. Alle Geschirre mit gleichem Durchmesser sind stapelbar, auch die Kannen, die Kannendeckel gesichert. Acht verschiedene Schüsselgrössen mit 11 cm, 17 cm und 20 cm Durchmesser, sämtliche aus Thomas-Flammfest, sind für alle Koch- und Serviervorgänge bestimmt, wobei die Schüsseldeckel noch als Grillteller und Untersatz dienen. Da die Dekors auf Säure- und Spülmittelbestandigkeit geprüft sind, eignet sich das Geschirr für Spülmaschinen. Jedes Teil kann einzeln nachgekauft werden. Obwonl es die Glas-Form 200 nur in fünf Grössen gibt, wurden doch viele Getränke berücksichtigt; ausserdem macht sie die eingezogene Rille besonders griffig. Das auf Glas und Porzellan abgestimmte Thomas.-Besteck ist aus Chromnickelstahl. Für Tranchier- und Aufschnittbrett sowie Kochlöffel wurde Ahorn, für Tablett und Salatbesteck Luran verwendet. Zu den Sets und Servietten Thomas-lrisette aus einer hochwertigen Baumwolle, Indanthrengarn gefärbt und kochecht, kommen Halbleinen Geschirrtücher und gefütterte, von links oder rechts zu tragende Koch- und Grillhandschuhe.

H. Th. Baumann – Lufthansa

Das Lufthansa-Bordgeschirr, gestaltet von Hans Theo Baumann, steht für ein perfektes Zusammenspiel von Funktionalität und Design. Baumanns klare Linien und praktische Details, wie die Stapelbarkeit, machten das Geschirr ideal für den Einsatz in der Luftfahrt. Seine Arbeiten für Lufthansa, insbesondere in der First Class, setzten Maßstäbe für das Borddesign und prägten das Erlebnis des Fliegens mit ästhetischer Raffinesse. Auch heute noch gilt Baumanns Entwurf als beispielhaft für die Verbindung von industrieller Effizienz und zeitloser Eleganz.

Inhalt:

H. Th. Baumann – Möbel

Weitgehend unbekannt blieb Baumanns bereits 1954 entworfener futuristischer Stuhlentwurf für Vitra, der sich in der „permanent collection“ des MoMA New York, in der Neuen Sammlung – The International Design Museum Munich und im Schaulager des Vitra Museums / Weil befindet. Der VB 101 w gehörte zu den ersten Möbeln, die unter dem Firmennamen Vitra entstanden. Da Vitras Anfänge im Ladenbau liegen, wurde der Stuhl häufig in Verkaufsräumen verwendet. Neben dem abgebildeten Modell aus farblosem Plexiglas wurde der Stuhl auch in verschiedenen Farben als VB 101 f angeboten.

Baumann begründete damit den Anfang einer Reihe von Ikonen des Möbeldesigns.

  1. Vitra, Plexiglasstuhl, VB 101, Entwurf 1952-53/ Fertigung 1954
  2. Vitra, Metallstuhl mit Polster, Entwurf 1952/ Fertigung 1952                      
  3. Walter Knoll, Entwurf 1964, Prototyp 
  4. Sedus Stoll, Bürostuhl, Entwurf 1960/ Fertigung 1961
  5. Sedus Soll, Bürorollstuhl, Entwurf 1960/ Fertigung 1961
  6. Vitra, Sitzmöbel aus Metallgestell mit Polster, Entwurf 1953-54/ Fertigung 1954