Hans Theo Baumann

Hier finden Sie umfassende Hintergrundinformationen und spannende Einblicke in die Werke von H. Th. Baumann. Informationen zu den Ausstellungen finden Sie hier.

Über das Inhaltsverzeichnis können Sie zu den einzelnen Themen navigieren, unterhalb von jedem Beitrag befindet sich ein Link zurück in das Menü.

Baumann Menü


Literaturnachweis
• Hans Theo Baumann, kunst & design, 1950-2010, mit den Autoren Florian Hufnagel, Rüdiger Joppien, Peter Schmitt und H. Th. Baumann ARNOLDSCHE Art Publishers
• Volker Kapp, H. Th. Baumann, KUNST UND DESIGN, Hitzerroth
• H. Th. Baumann, design, 1950-1990, Wilhelm Siemen, Museum der deutschen Porzellanindustrie, Hohenberg an der Eger
• H. Th. Baumann, DESIGN, Kunstgewerbemuseum Köln, Overstolzenhaus und Künstlerhaus Wien, Gesellschaft Bildender Künstler Österreichs

Fotonachweis
Wenn nicht direkt ausgewiesen, stammen die Fotos aus dem Baumann Archiv und von Luis Lenz

H. Th. Baumann – Das Auge isst mit

Auszug aus

Die Schwingen des Kranichs-50 Jahre Lufthansa Design

Sobald die zivile Luftfahrt in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre geschlossene Fluggastkabinen hatte, entstand bei den Passagieren das Bedürfnis nach Zerstreuung und Komfort an Bord. Neben Zeitschriften, später Musik- und Filmangeboten, bestand der zunehmende Komfort aus dem Angebot an Essen und Trinken in angenehmer Ausstattung und qualitätsvollen Table Tobs.

Rosenthal Lufthansa-Bordgeschirr, Dekor Kobalt, Entwurf 1963 Fertigung 1964

Der sichere Transport auf Roll-Caddys, hatte seine speziellen Anforderungen an das Bordservice. Stapelbarkeit, auch von gefüllten Tabletts, die modulare Anordnung, um möglichst viel Platz auf engem Raum zu haben, dazu die unabdingbare Ästhetik und ein Corparate Identity, auf das die Fluggesellschaften immer mehr Wert legten. Der Designer war gefragt. 1963 entstand das Senator-Frühstücksgedeck von H. Th. Baumann in klaren geometrischen Formen, hergestellt von Rosenthal.

Foto, Porzellanikon

H. Th. Baumann – Lufthansa Bordgeschirr, First Class, Form 2280

Hersteller Hutschenreuther

Dieses 2. Lufthansa Bordgeschirr, die Form 2280, hatte Baumann 1971 entworfen. Sie wurde ab 1976 von Hutschenreuther fabriziert.

Das neue Kunststofftablett hatte dabei einen an allen Ecken abgerundeten Außenwulst, der ein Herabrutschen des Tablettguts verhinderte.

Lufthansa Bordgeschirr, First Class, Form 2280, Entwurf 1971, Hersteller Hutschenreuther, Fertigung ab 1976
Foto, Die Neue Sammlung, A. Laurenzo
Die Bodenmarke Hutschenreuther
Hutschenreuther Form 2280, unverrutschbar auf einem tiefen Tablett

H. Th. Baumann – Das Lufthansa-Geschirr bei MANUFACTUM

Es ist ein in seiner ursprünglichen Verwendung sehr exklusives Geschirr: das kobaltblau-weiße Lufthansa-Geschirr des Gestalters Hans Theo Baumann, einem der bedeutendsten Industrie-Designer seit den fünfziger Jahren. Eigens für die Fluggesellschaft entworfen, war es auch nur dort von 1975 bis 1986 in Gebrauch. Für uns wird es jetzt in einer kleinen Serie wieder aufgelegt, hergestellt mit den Originalformen und auf der Unterseite sowohl mit dem Lufthansa-Signet als auch mit unserem Logo versehen.

Eine intelligente Lösung:
Das System-Geschirr.

Für die sehr speziellen Vorgaben der Lufthansa, an denen der Entwurf aus- gerichtet werden mußte – das Geschirr sollte auch auf kleinstem Raum handhabbar sein, es mußte flugbedingt auftretende leichte Turbulenzen überstehen konnen und es sollte den asthetischen und qualitativen Ansprüchen der Fluggäste der Ersten Klasse genügen. Dieses Systemgeschirr war die ideale Lösung, es ist die zugleich intelligenteste Form der Gestaltung von Variabilitat. Für die Lufthansa hat Baumann das vor allem aus dem Bereich des Hotelgeschirrs kommende Prinzip des Systerngeschirrs konsequent urgesetzt: Alle Systemteile basieren auf einem einheitlichen Grundmaß, die hier gewählte Rechteckform trägt zudem der raumnutzenden Anordnung auf kleinster Flache Rechnung; mit ihren Abmessungen sind sie auch in der Kombination stapelbar. Die Maße orientieren sich an dem ursprunglichen Verwendungsort des Geschirrs: Sie sind kleiner als sonst üblich; der relativ hohe Rand (der Teller etwa hat eine Hohe von 2 cm) erklärt sich ebenfalls vor diesem Hintergrund.

Das Geschirr kommt aus der Porzellanfabrik Schönwald, die sich besonders auf dem Gebiet sehr hochwertigen Hotelporzellans einen herausragenden Ruf verschafft hat. Die Produkte sind ausgespro- chen hart und mit einer extrem widerstandsfähigen Glasur versehen; sie haben daher eine hohe Kantenschlagfestigkeit.

H. Th. Baumann – Erste Designstücke

In Bernau gab es ein lebendiges Holzwarenhandwerk. Es wurde von Landwirten während der Wintermonate betrieben. Sie stellten aus Holz ihrer Wälder vor allem Gebrauchsgegenstände her, wie Speckbretter und Kochlöffel etc.

1953 wurde Baumann auf Empfehlung des Landesgewerbeamtes Karlsruhe beauftragt, diesem Handwerk neue Impulse zu geben. Der Plan war, die Angebotspalette zu erweitern. Es wurden Holzdosen, Schalen, Kerzenhalter, Holzspielzeuge entwickelt und angefertigt. Eine Holzwarengenossenschaft wurde gegründet. Auf der Frankfurter Messe war diese mit einem Stand vertreten. Der Erfolg blieb nicht aus. Die Landwirte konnten leider in ihrer Nebenerwerbshandwerkerrolle die neu entstandene Nachfrage kaum befriedigen.

Mit zwei dieser Holzdosen startete Baumann seine Designarbeit bei Rosenthal und Gral Glas.

Erste Porzellandose bei Rosenthal

Erste Glasdose bei Gralglas

Von Holz zu Porzellan

H. Th. Baumann – Vom Glasmaler zum Designer

Baumann hat als Glasmaler begonnen und ist über die Glaskunst zum Designer für Glas und Porzellan geworden. Als Glasmaler erlernte Baumann die Herstellung von farbigen Fenstern, die früher mit bildlichen Darstellungen zumeist in der sakralen Architektur eingesetzt wurden.

Baumanns Schaffen auf diesem Gebiet war jedoch von einer Darstellungsweise geprägt, die mit Flächen, Farben und Abstraktion spielte. Beim Bau der Matthäuskirche 1951 in Pforzheim in Zusammenarbeit mit dem Architekten Egon Eiermann, entwickelte er eine neuartige, revolutionäre Form von dickem, farbigem Glas für die Fensterverglasung. Nach seinen Experimenten mit Dickglas, sowohl bei der Pforzheimer Kirche, wie auch bei seinem Glasentwurf für die Brüsseler Weltausstellung, begann letztlich der Übergang vom Glaskünstler Baumann zum Designer.

Glas in seiner ganzen Fragilität, aber auch in seinem ganzen Spektrum der Funktionen und Farben ist seit Pforzheim ein Werkstoff, mit dem Hans-Theo Baumann arbeitete. Nicht, um das Trinkglas, die Schale oder die Vase zu entwickeln, sondern um die Vielfalt des Werkstoffs bis an seine Grenzen auszuloten.

Aufgrund seiner Arbeit am Glasofen für die Matthäuskirche in Pforzheim, begann er bereits 1950 erste Hohlglas – Freihandarbeiten in der Glashütte Lamberts/ Waldsassen zu entwickeln.

1954 kamen bei Gral-Glas die ersten Serienstücke heraus. Später arbeitete er mit Rheinkristall, Kristallglas Essen, Thomas, Rosenthal und Süssmuth sowie im Ausland mit Daum/ Limoges/ und Saint-Jacques zusammen. Maschinengläser von ihm haben die Firmen Toyo-Glass in Japan und Kristallglas/ San Marco in Deutschland gefertigt.
Dieser Bereich seines Schaffens mit Glas ist genauso umfangreich wie seine Porzellanarbeiten und nicht weniger bedeutend. Klare geometrische Formen dominieren.

Glasarbeiten

H. Th. Baumann – Glasmalerei

„Die Glasmalerei ist eine Technik, die den Künstler zwingt, sich erst mit den handwerklichen Bedingungen gründlich auseinanderzusetzen, bevor er zu einer souveränen Beherrschung und Auswertung, der in ihr ruhenden künstlerischen Möglichkeiten  und zur vollen Freiheit des künstlerischen Schaffens auf diesem Gebiet gelangen kann.“  H. Th. Baumann, 2010

Vielleicht war genau diese Ausbildung zum Glasmaler und diese Liebe dazu, die Grundlage für H. Th. Baumanns breit gefächerte Designtätigkeit? Die Neugierde und Freude sich mit diversen Materialien auseinanderzusetzen, deren Grenzen in Entwürfen auszuloten? Um dann die Form zu finden, die dem Material alles abverlangt und ihm gleichzeitig doch seine künstlerische Freiheit ließ?

Glasfenster aus mehreren Jahrzehnten

Dickglas mit Stahlblech geschweißt, Weltausstellung Brüssel, 1958, Kongreßsaal,   220x 600 cm

 Glasfenster mit Bleiverglasung, zwischen 1980 und 2000

Wie so häufig in Hans Theo Baumanns Werk findet sich dasselbe Motiv in verschiedenen Materialien.

Entwurf 1980 für ein Majolika Keramik Relief und für ein Glasfenster.